Ein Film – Paradies: Liebe

Wer reist trifft auf Menschen. So ging es uns in Mittelamerika und in Thailand im vergangenen Jahr und so geht es vielen anderen auch. Auf Koh Samui in Thailand waren die weißen Herren mit den jungen Thailänderinnen nicht zu übersehen. Etwas diskreter waren die Damen „besten Alters“ auf Caye Caulker in Belize, die mit ihrem Boyfriend ein paar Wochen oder Monate auf der Insel verbrachten.

Eine Amerikanerin erzählte mir dort im Waschsalon, dass sie immer für andere – insbesondere ihre Familie – gelebt hätte und nun mal an sich denken würde. Eine Freundin habe sie auf die Karibikinsel aufmerksam gemacht. Ich muss zugeben, dass ich ihr in meiner Naivität zu der Entscheidung den Winter in der Karibik zu verbringen gratuliert habe. Ich habe mich auch gefreut über ihr spätes Glück. Erst als mich Männer auf dem Festland ansprachen und wollten, dass ich sie mit auf die Inseln nehme kam mir der Gedanke, dass der Boyfriend vielleicht für seine Dienstleistungen bezahlt würde. Bewerten kann und will ich das nicht. Als Reisende haben wir das Thema oft diskutiert. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Mit diesem Hintergrund war es besonders spannend den ersten Teil von Ulrich Seidels Paradies-Trilogie, Paradies: Liebe im Kino zu sehen.

Teresa ist irgendwie um die 50, ihre Teenager Tochter ignoriert sie, wie das eben so ist und sie ist einsam. Sie arbeitet mt Behinderten und räumt ihrer Tochter hinterher. Die ersten Minuten zeigen eine Frau die für andere lebt, nicht für sich. Keine Ausbeuterin. Teresa fliegt nach Kenia wo sie mit dem „Comfort-Safari“ Bus ans Hotel gebracht wird und wo sie sich zum ersten Mal als Sugar-Mama versuchen will. Man sollte denken, dass sie weiß was sie dort bekommt und trotzdem schaut man ihr dabei zu wie sie auf der Suche nach Liebe und Zuneigung scheitert.

Der Film ist unbequem zu sehen weil er alles zeigt ohne das es schmierig wird. Wenn man der Hauptfigur Teresa nach Kenia folgt und ihre Einsamkeit spürt tut sie einem sehr leid. Wenn man aber Zeuge ihrer Gespräche mit der Freundin am Strand wird, die schon Erfahrungen als Sugar-Mama hat, dann kommt man aus der Fremdscham nicht mehr raus. Auch wenn es sich nicht um eine Dokumentation handelt, drum weiß man doch dass es diese Gespräche so oder so ähnlich sehr wohl gibt.

Die Momente in denen man laut lacht und dann einem das Lachen im Halse stecken bleibt gibt es häufig. Mit offenem Mund starrte ich bisweilen die Leinwand an. Und trotzdem ist es ein guter Film, kein schöner aber ein guter. Insbesondere vor der Hauptdarstellerin Margarethe Tiesel ziehe ich den Hut. Selbst ihr Gang ist traurig. Man wünscht ihr Erfolg und will sie aber die ganze Zeit anschreien: „Aber doch nicht so!“.

Ich bin sehr gespannt auf den zweiten Teil Paradies: Glaube und freue mich auch schon auf Teil drei – Paradies: Hoffnung der Berichten zu folhe tatsächlich sehr heiter sein soll. Was man nach dem ersten Teil nicht so richtig glauben kann.